Freitag, April 19, 2024
Elektronik

Reparatur Auerswald Commander Basic

Ein Arbeitskollege drückte mir eine Platine aus einer Auerswald Commander Basic ISDN Telefonanlage in die Hand, mit der Bitte, ob ich mal nachsehen könnte. Nach einem Netzausfall ließ sich die Anlage nicht mehr einschalten.

Bei einem Test mit Netzspannung konnte ich ein leises Tackern hören. Es leuchtete aber keine einzige LED und am 5V Testpunkt fehlte die Spannung. Das Schaltnetzteil funktionierte offensichtlich nicht. Die Netzspannung wurde wieder abgeschaltet und die Kondensatoren entladen. Wichtig für das Messgerät und auch für einen selbst. Wer schon mal die Ladung (ca.325V) eines Elko’s hinterm Netzgleichrichter  abbekommen hat, will das nicht noch einmal spüren müssen.

Reparatur Auerswald Commander Basic

Zuerst, so hab ich es mir angewöhnt, erfolgte eine gründliche optische Kontrolle der gesamten Platine. Es war aber nichts zu entdecken. Auch bei den Kondensatoren keine Auffälligkeiten, keine Deckel eingerissen und nichts ausgelaufen. Bevor ich mich auf die Halbleiter stürzte, prüfte ich die Elektrolyt Kondensatoren. Es wird nicht nur die Kapazität, sondern auch, ganz wichtig, der ESR geprüft. Im eingebauten Zustand lassen sich Kondensatoren nicht immer zuverlässig prüfen, also wurden alle einzeln ausgelötet. Nachdem ich zuerst die dicken C’s ohne Auffälligkeiten prüfte, waren die kleineren an der Reihe. Dabei fand ich dann doch noch eine braune Stelle auf der Platine, verursacht durch vier SMD Widerstände, welche mir bei der ersten optischen Kontrolle nicht auffielen. Wenn sich schon die Platine verfärbt, muss es folglich hier ziemlich heiß werden und Kondensatoren sterben hier zuerst.

Fündig geworden

Eine Überprüfung des 47µF/16V Kondensators (Bild1) ergab eine Auffälligkeit. Er war hochohmig, mit Kapazitätsverlust, gemessener Wert ca. 20µF.

Reparatur Auerswald Commander Basic

Dieser Kondensator hatte es also immer schön warm. Eine Fußbodenheizung durch die SMD Widerstände, einen Kühlkörper und auch noch einen Trafo als Nachbar. Drei gute Gründe den Freitod zu wählen. Der Trafo wird übrigens, wie ich später feststellen durfte, ziemlich warm.

Reparatur Auerswald Commander Basic
Kondensator getauscht

Ich habe ihn getauscht gegen eine neuen 105°C Kondensator mit low ESR. Damit er länger lebt, bekommt er Abstand zum Trafo, den Widerständen und dem Kühlkörper. Ein kurzer Funktionstest ergab, die grüne LED auf der Platine leuchtet und die 5 Volt am Testpunkt sind auch wieder da, durch das Oszi betrachtet absolut sauber.

Reparatur Auerswald Commander Basic

Fazit

Oft sind es nur Kleinigkeiten, warum ein Gerät nicht mehr funktioniert. In der Regel sind es die Kondensatoren, die versagen. Oft sind es diejenigen, die thermisch am meisten beansprucht werden.

Bei einer ähnlichen Schaltung wie im Schaltnetzteil der Auerswald Commander Basic, glättet C5 für den PWM Mosfet TOP221P die Spitzen auf dem Control Input. Er bestimmt die Auto Restart Frequenz beim Einschalten und kompensiert den Regelkreis. Ist C5 hochohmig, kann das Schaltnetzteil nicht starten. Seine Restkapazität kann aber, solange immer Netzspannung ansteht, für die Regelung und den fortlaufenden Betrieb reichen.

Reparatur Auerswald Commander Basic

Das erklärt auch den Grund, warum viele Schaltnetzteile bis zu einem Stromausfall tadellos funktionieren.

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22 Gedanken zu „Reparatur Auerswald Commander Basic

  • Roland Voellmer

    Danke Thilo für den Hinweis. Bei meinem qrl gibt es jeden Monat zig alte Schaltnetzteile, leider 24 Volt. Siemens logopower.

  • Hallo Roland,
    dann schau doch mal welcher Kondensator da immer schwächelt. Kennt man seine Hardware, so stellt man fest, es sind immer die gleichen “Kandidaten”. Bei richtig teurer Hardware lohnt sich noch Reparatur.

  • Oliver Weigand

    Danke für den Tip. Habs nicht geglaubt aber dieses Blöde Teil war defekt.
    Läuft wieder Einwandfrei die Anlage.

  • Burkhard

    Super Tolle Anleitung !!!!!
    Mir war nun die 2. Anlage gestorben und ich konnte beide wieder Reparieren.
    Vielen Dank

  • Gerade eine Commander Basic wiederbelebt. Der Elko hatte zwar noch 45,35 µF, aber einen ESR von 26 Ohm. Also flugs getauscht umd läuft wieder. Vielen Dank für die tolle Beschreibung!

  • Andreas DB2ZF

    Lieber om, in der Tat ein ausgezeichneter blog, mni tnx.
    Gleiches Schadensbild, Anlage startete stark verzögert (mehrere Minuten), anfangs taktend. Ich hatte zunächst die 4 Kapazitäten getauscht, 2x 4700µF, 1x 10000µF und 1x 220µF (oben rechts auf der Leiterplatte). Doch nach dem Auslöten zeigte sich beim Nachmessen (C und ESR), die waren es nicht, obwohl bereits visuell auffällig. Abhilfe brachte genau der hier beschriebene Elko.
    73, Andreas

  • Martin Görlitz

    Hallo, wir hatten heute mitten in Koblenz fast eine Stunde Stromausfall und anschliessend das selbe Schadensbild. SUPER vielen Dank – mit einer einzigen Internet-Suche diesen Treffer gelandet, aus der Grabbelkiste 47 µF ausgepackt, Teil gewechselt und die alte Commander Basic funktioniert wieder. 73, Martin

  • HeWa

    Das war ein Klasse Tipp! Vielen Dank! Bei mir war es auch exakt wie von Ihnen beschrieben und lies sich kostengünstig reparieren.

  • Alfred

    Hallo Thilo,
    vielen Dank für Deinen Profi-Beitrag.
    Nach einem Stromausfall war die Anlage tot.
    Nach Auffinden Deiner Anleitung lief sie wieder innerhalb einer Stunde und bei Kosten von 11ct für den Elko.
    Wir haben viel Zeit, Kosten und Aufwand gespart.
    Genial, wenn Menschen Ihre wertvollen Erfahrungen an andere weitergeben.
    Tausend Dank.
    Gruß Alfred

  • Andreas Mueller

    Danke Thilo, super Tip. 🙂
    Scheint tatsächlich das Standardproblem der Anlagen zu sein. Austausch kein Problem und die Anlage musste nicht mal neu programmiert werden.

  • jim G6AHV

    War auch in meinem Fall der Volltreffer. Danke Thilo!
    73, jim

  • Christian K.

    Vielen Dank für den Tip, ich hatte schon fast eine neue Anlage bestellt- der Versuch wars wert- sie läuft wieder !!
    Christian

  • Ralf Jonas

    Vielen Dank für den Tipp. Nach einem Tag mit drei Stromausfällen hintereinander wollte auch meine Auerswald nicht mehr und tickte nur noch vor sich hin.
    Dank deines Artikels konnte ich den Kondensator tauschen und ihn ebenso durch einen 105°C Typen mit längeren Anschlussdrähten (gut isoliert) ersetzen. Läuft wieder alles. Vielen Dank.

  • Nach Stromausfall und 22 Jahren Betrieb ging nichts mehr. Danke für den Tipp. War Gold wert.

  • Torsten

    Super Tip, Danke Thilo.

  • KD Wlotzka

    Hallo,
    zuerst ein herzliches Danke schön ! So konnte ich meine Anlage wieder zum Funktionieren bringen.

    Gibt es eine Möglichkeit (PayPal ?) mich erkenntlich zu zeigen ?

    Danke für die Mühe.

    Viele Grüße Flotzie

  • E. Haas

    Super Tipp!
    Zwei Commander wiederbelebt. Die C hatten 22uF und 18 uF.
    Immer wieder Kondensatoren von Schaltnetzteilen fallen aus auch aufgrund von billig Bauteilen.
    Letztens einen Festplattenreceiver repariert. Hat keinen richtigen Synchronimpuls mehr erzeugt. Da waren nur 32 Kondensatoren verbaut. de 29 war defekt.

  • Vielen herzlichen Dank für die freundliche Unterstützung, die Auerswald Comander Basic läuft nun dem Austausch der ausgelaufenen SIebelkos und Instandsetzung der weggätzten Leiterbahn wieder …

    Und wieder haben wir in punkto Nachhaltigkeit etwas getan !

    Besser wird’s mit neuen Produkten eh nicht werden..
    Falls jemand auch hier noch Unterstüzung braucht, helfe ich auch gern weiter, … Bauteilbeschffung, Tips usw.
    Zusammen können wir viel mehr erreichen..

    Ein großen Dank nochmal an Thilo !!

    Viele Grüße aus Zirndorf
    Dirk

  • Thomas

    Hatte nur noch 100uF/40V in der Bastelkiste, zwei davon in Reihe. Nicht so schön anzusehen, aber die Elektronen stört es nicht. Läuft erstmal wieder! Und ein kleines Dankeschön par Paypal geschickt. 73 de DD2648 (wird Zeit, dass ich auch mal meine AFu Prüfung mache)

  • Antonin Dvorak

    Danke für die Hilfe bei der Fehlersuche! Bei meinem Commander ging auch nach einem Stromausfall das Netzteil nicht mehr. Zunächst hatte ich oben den mittleren 10000µF Kondensator ermittelt, der definitiv Elektrolyt auf der Platine verloren hatte. Leider reichte das nicht.
    Nun durch Deinen schönen Artikel auf den kleinen 47µF aufmerksam geworden, der äußerlich ganz brav aussah… Die Widerstände hingegen hatte sich auch wärmemäßig bemerkbar gemacht.

    Im Bestand war nur noch ein 47µF/16V – so ist ja aber auch die Platine bedruckt. Damit leuchtet das grüne Licht wieder! Hatte mir schon eine Ersatzplatine vom Commander über die Bucht besorgt, die kann dann hoffentlich erstmal wieder ins Reservelager. 🙂 Die kommt aus einem Commander 19″ – der über dem Netzteil auch einen Lüfter eingebaut hat…

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