Reparatur Auerswald Commander Basic
Ein Arbeitskollege drückte mir eine Platine aus einer Auerswald Commander Basic ISDN Telefonanlage in die Hand, mit der Bitte, ob ich mal nachsehen könnte. Nach einem Netzausfall lies sich die Anlage nicht mehr einschalten.
Bei einem Test mit Netzspannung konnte ich ein leises tackern hören. Es leuchtete aber keine einzige LED und am 5V Testpunkt fehlte die Spannung. Das Schaltnetzteil funktionierte offensichtlich nicht. Die Netzspannung wurde wieder abgeschaltet und die Kondensatoren entladen. Wichtig für das Messgerät und auch für einen selbst. Wer schon mal die Ladung (ca.325V) eines Elko’s hinterm Netzgleichrichter abbekommen hat, will das nicht noch einmal spüren müssen.
Reparatur Auerswald Commander Basic
Zuerst, so hab ich es mir angewöhnt, erfolgte eine gründliche optische Kontrolle der gesamten Platine. Es war aber war nichts zu entdecken. Auch bei den Kondensatoren keine Auffälligkeiten, keine Deckel eingerissen und nichts ausgelaufen. Bevor ich mich auf die Halbleiter stürzte prüfte ich die Elektrolyt Kondensatoren. Es wird nicht nur die Kapazität, sondern auch ganz wichtig, der ESR geprüft. Im eingebauten Zustand lassen sich Kondensatoren nicht immer zuverlässig prüfen, also wurden alle einzeln ausgelötet. Nachdem ich zuerst die dicken C’s ohne Auffälligkeiten prüfte, waren die kleineren an der Reihe. Dabei fand ich dann doch noch eine braune Stelle auf der Platine, verursacht durch vier SMD Widerstände, welche mir bei der ersten optischen Kontrolle nicht auffielen. Wenn sich schon die Platine verfärbt, muss es folglich hier ziemlich heiß werden und Kondensatoren sterben hier zuerst.
Fündig geworden
Eine Überprüfung des 47µF/16V Kondensators (Bild1) ergab eine Auffälligkeit. Er war hochohmig mit Kapazitätsverlust auf ca. 20µF.
Dieser Kondensator hatte es also immer schön warm. Eine Fußbodenheizung durch die SMD Widerstände, einen Kühlkörper und auch noch einen Trafo als Nachbar. Drei gute Gründe den Freitod zu wählen. Der Trafo wird übrigens, wie ich später feststellen durfte, ziemlich warm.

Kondensator getauscht
Ich habe ihn getauscht gegen eine neuen 105°C Kondensator mit low ESR. Damit er länger lebt bekommt er Abstand zum Trafo, den Widerständen und dem Kühlkörper. Ein kurzer Funktionstest ergab, die grüne LED auf der Platine leuchtet und die 5 Volt am Testpunkt sind auch wieder da, durch das Oszi betrachtet absolut sauber.
Fazit
Oft sind es nur Kleinigkeiten warum ein Gerät nicht mehr funktioniert. In der Regel sind es Kondensatoren die versagen, häufig sind es diejenigen die thermisch am meisten beansprucht werden.
Bei einer ähnlichen Schaltung wie im Schaltnetzteil der Auerswald Commander Basic, glättet C5 für den PWM Mosfet TOP221P die Spitzen auf dem Control Input. Er bestimmt die Auto Restart Frequenz beim Einschalten und kompensiert den Regelkreis. Ist C5 hochohmig, kann das Schaltnetzteil nicht starten. Seine Restkapazität kann aber, solange immer Netzspannung ansteht, für die Regelung und den fortlaufenden Betrieb reichen.
Das erklärt auch den Grund warum viele Schaltnetzteile bis zu einem Stromausfall tadellos funktionieren.
Danke Thilo für den Hinweis. Bei meinem qrl gibt es jeden Monat zig alte Schaltnetzteile, leider 24 Volt. Siemens logopower.
Hallo Roland,
dann schau doch mal welcher Kondensator da immer schwächelt. Kennt man seine Hardware, so stellt man fest, es sind immer die gleichen „Kandidaten“. Bei richtig teurer Hardware lohnt sich noch Reparatur.
Danke für den Tip. Habs nicht geglaubt aber dieses Blöde Teil war defekt.
Läuft wieder Einwandfrei die Anlage.
Super Tolle Anleitung !!!!!
Mir war nun die 2. Anlage gestorben und ich konnte beide wieder Reparieren.
Vielen Dank
Gerade eine Commander Basic wiederbelebt. Der Elko hatte zwar noch 45,35 µF, aber einen ESR von 26 Ohm. Also flugs getauscht umd läuft wieder. Vielen Dank für die tolle Beschreibung!
Lieber om, in der Tat ein ausgezeichneter blog, mni tnx.
Gleiches Schadensbild, Anlage startete stark verzögert (mehrere Minuten), anfangs taktend. Ich hatte zunächst die 4 Kapazitäten getauscht, 2x 4700µF, 1x 10000µF und 1x 220µF (oben rechts auf der Leiterplatte). Doch nach dem Auslöten zeigte sich beim Nachmessen (C und ESR), die waren es nicht, obwohl bereits visuell auffällig. Abhilfe brachte genau der hier beschriebene Elko.
73, Andreas
Hallo, wir hatten heute mitten in Koblenz fast eine Stunde Stromausfall und anschliessend das selbe Schadensbild. SUPER vielen Dank – mit einer einzigen Internet-Suche diesen Treffer gelandet, aus der Grabbelkiste 47 µF ausgepackt, Teil gewechselt und die alte Commander Basic funktioniert wieder. 73, Martin
Das war ein Klasse Tipp! Vielen Dank! Bei mir war es auch exakt wie von Ihnen beschrieben und lies sich kostengünstig reparieren.